Wann sollten Sie einen Tragwerksplaner beauftragen? Der optimale Zeitpunkt für Ihr Bauprojekt

Die Tragwerksplanung ist ein Fundament für jedes erfolgreiche Bauprojekt. Sie stellt sicher, dass ein Gebäude nicht nur stabil und sicher steht, sondern auch wirtschaftlich und effizient realisiert werden kann. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, einen Tragwerksplaner, oft auch Statiker genannt, in Ihr Projekt einzubinden? 

Diese Frage ist entscheidend, um Verzögerungen, unerwartete Kosten und potenzielle Probleme zu vermeiden.

Wir zeigen, warum die frühe Einbindung eines Tragwerksplaners von unschätzbarem Wert ist – sowohl bei Neubauten als auch bei Umbauten und Sanierungen.

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Warum zeitige Beauftragung entscheidend ist

Die kurze und klare Antwort auf die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt lautet: So früh wie möglich! Idealerweise geschieht dies bereits, wenn erste Entwürfe oder Skizzen des Architekten vorliegen.

Warum ist das so wichtig? In den frühen Planungsphasen, insbesondere in der Entwurfsphase, werden die Weichen für das gesamte Bauprojekt gestellt. Hier entscheidet sich, ob ein Gebäudeentwurf nicht nur ästhetisch ansprechend und funktional ist, sondern auch tragfähig und wirtschaftlich realisierbar.

Wenn der Tragwerksplaner bereits zu diesem Zeitpunkt eingebunden ist, kann er wertvollen Input geben und sicherstellen, dass die architektonischen Ideen strukturell umsetzbar sind. Er schaut quasi “drüber” und beteiligt sich aktiv an der Diskussion und dem weiteren Planungsgeschehen.

Risiken bei zu später Einbindung des Tragwerksplaners

Wird der Tragwerksplaner erst spät ins Projekt integriert, können sich gravierende Nachteile ergeben:

Unwirtschaftliche Entwürfe – Designs, die auf dem Papier gut aussehen, aber statisch sehr aufwendig oder teuer in der Umsetzung sind.

Funktionale Probleme – Konzepte, zum Beispiel zur Gebäudeaussteifung, die schlichtweg nicht funktionieren, weil die tragende Gebäudestruktur im Entwurf nicht adäquat berücksichtigt wurde. Bei einem nicht abgestimmter Gebäudeentwurf muss die Tragwerksplanung mit dem leben, was vom Architekten vorgelegt wird. Optimierungspotential wird verschenkt. Die Folge sind höhere Kosten.

Erhöhte Komplexität und Mehrkosten – Spätere Änderungen an der Tragstruktur sind oft aufwendig und teuer. Bauteile müssen eventuell vergrößert oder Fundamente angepasst werden.

Verzögerungen im Zeitplan – Im schlimmsten Fall muss die Planung neu begonnen werden. Das führt zu erheblichem Zeitverlust in der Planungsphase und kann den Baustart verzögern.

Zusätzliche Kosten für den Bauherrn – Nachplanung und Umplanung verursachen Kosten, die bei früherer Einbindung vermeidbar gewesen wären.

Ein konkretes Beispiel aus der Praxis kann so aussehen: Wenn die Geschosshöhen ohne Berücksichtigung der erforderlichen Träger- oder Deckenstärken geplant werden, kann es sein, dass die nutzbare Geschosshöhe nicht mehr ausreichend ist, weil die notwendigen Bauteile zu viel Platz einnehmen würden.

Das Leistungsspektrum: Mehr als nur Stahl und Beton

Die Aufgabe des Tragwerksplaners geht weit über die reine Berechnung von Lasten und die Dimensionierung von Stahlträgern hinaus. Insbesondere bei Umbauten und Sanierungen im Bestand ist seine Rolle von entscheidender Bedeutung.

Hier geht es darum, die vorhandene Bausubstanz genau zu beurteilen. Wie tragfähig sind die bestehenden Decken oder Wände noch? Wie steht es um den Feuerwiderstand der alten Bauteile? Der Tragwerksplaner vergleicht die aktuelle “Ist-Situation” mit der geplanten zukünftigen Nutzung und den daraus resultierenden Lasten und Anforderungen (z.B. Brandschutz). Dabei ist auch das Verständnis historischer Bauweisen und Verfahren gefragt.

Auch die Bauüberwachung gehört zum Tätigkeitsfeld eines Tragwerksplaners. Sein Fokus liegt dabei auf dem Tragwerk selbst, insbesondere während der Rohbauphase. Er prüft, ob die Umsetzung auf der Baustelle den statischen Berechnungen und Plänen entspricht, um die Standsicherheit zu gewährleisten. Bei späteren Umbauten im Bestand, die tragende Strukturen betreffen (z.B. neue Wanddurchbrüche), ist seine erneute Einbindung ebenfalls unerlässlich.

Wer darf die Rolle des Tragwerksplaners übernehmen?

Die Verantwortung für die Standsicherheit eines Gebäudes muss bei jedem Bauvorhaben klar geregelt sein. Es muss eine Person geben, die diese Rolle ausfüllt und den Standsicherheitsnachweis erstellt.

Wer diese Rolle übernehmen darf, ist in Deutschland durch die Landesbauordnungen geregelt. Es ist nicht zwingend vorgeschrieben, dass es sich immer um einen akademisch ausgebildeten Bauingenieur handeln muss, insbesondere bei sehr einfachen Bauvorhaben. Unter bestimmten Voraussetzungen können auch Handwerksmeister oder Techniker die Nachweisberechtigung für Standsicherheit besitzen.

Wichtig ist: Die Rolle muss ausgefüllt werden. Und der Bauherr ist laut Bauordnung in der Pflicht, eine entsprechend qualifizierte Person für den Standsicherheitsnachweis auszuwählen. Ein erfolgreich abgeschlossenes Bauingenieurstudium vermittelt in der Regel die Qualifikation für alle Gebäudeklassen und Schwierigkeitsgrade.

Welche Informationen benötigt der Tragwerksplaner zu Beginn?

Um effektiv planen zu können, benötigt der Tragwerksplaner schon frühzeitig einige Kerninformationen:

Was wird gebaut? Art und geplante Nutzung des Gebäudes.

Wo wird gebaut? Der Standort ist wichtig für die Bestimmung der äußeren Lasten auf das Gebäude.

Wie sind die Bodenverhältnisse? Informationen über den Baugrund und dessen Tragfähigkeit sind essenziell für die Wahl der Fundamente.

Viele Details entwickeln sich im Laufe der Planung, aber diese grundlegenden Angaben sind für die erste Einschätzung und die Erstellung des Standsicherheitskonzepts unerlässlich.

Teamwork: Zusammenarbeit mit anderen Fachplanern

Die Planung eines Gebäudes ist ein komplexer, iterativer Prozess. Der Tragwerksplaner arbeitet daher eng mit anderen Fachplanern zusammen, wie dem Architekten, den Spezialisten für technische Gebäudeausrüstung (TGA), Brandschutz, Bauphysik (Schall-, Wärme-, Feuchteschutz) etc.

Diese Zusammenarbeit ist von Anfang an wichtig, um Schnittstellen zu klären, Konflikte frühzeitig zu erkennen und eine ganzheitliche, optimierte Planung zu gewährleisten. Nur so kann ein wirklich effizienter und guter Gebäudeentwurf realisiert werden.

Unterschiede bei großen und kleinen Projekten

Grundsätzlich erfordert jedes Bauvorhaben einen Nachweis der Standsicherheit. Die Planungsprozesse unterscheiden sich bei kleinen (z.B. Einfamilienhäuser) und großen Projekten im Grundsatz nicht.

Allerdings wächst mit der Größe eines Projekts auch die Komplexität. Bei großen Projekten sind oft mehr Fachdisziplinen involviert, was eine intensivere Abstimmung erfordert. Der Tragwerksplaner benötigt hier einen noch breiteren “Weitblick”, um die Anforderungen und Bedürfnisse der anderen Fachbereiche zu verstehen und zu berücksichtigen. Auch die Planungszeit ist bei größeren Projekten in der Regel länger.

Zusammenfassung der Risiken bei fehlender oder verspäteter Einbindung

Zusammenfassend lässt sich sagen: Wenn die Tragwerksplanung nicht frühzeitig und kompetent eingebunden wird, riskiert der Bauherr gravierende Nachteile:

  • Planungsfehler, die später teuer und aufwendig korrigiert werden müssen.
  • Unwirtschaftliche oder nicht funktionierende Gebäudelösungen.
  • Verzögerungen im Bauablauf.
  • Zusätzliche, vermeidbare Kosten.
  • Potenzielle Sicherheitsprobleme, wenn die Standsicherheit nicht korrekt nachgewiesen wird.

Ein Tragwerksplaner, der frühzeitig eingebunden wird, hilft dabei, diese Risiken zu minimieren und ein solides Fundament für Ihr erfolgreiches Bauprojekt zu legen.

Fazit

Die Beauftragung eines Tragwerksplaners ist eine unverzichtbare Investition in die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit Ihres Bauvorhabens. Warten Sie nicht zu lange – die frühe Einbindung in der Entwurfsphase ist ideal. Sie ermöglicht eine reibungslose Zusammenarbeit aller Beteiligten und stellt sicher, dass Ihr Gebäude auf einem tragfähigen Konzept basiert.

Vertrauen Sie auf die Expertise von qualifizierten Fachleuten. Wir stehen Ihnen gerne zur Seite, um Ihr Bauprojekt von Anfang an statisch sicher und vor allem wirtschaftlich zu gestalten.

Kontaktieren Sie uns rechtzeitig, damit Ihr Bauprojekt ein Erfolg wird.

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